Neue Synagoge in Marburg
- Synagoge
- Judentum
- Nationalsozialismus
- Region: Marburg
Was für ein Ort ist es?
Die Jüdische Gemeinde in Marburg hat mit ihrer neuen Synagoge ein offenes Haus, in dem alle Interessierten willkommen sind, in dem Dialog und Austausch stattfinden und in dem jüdische Kultur und Religion erfahrbar werden. Nach einer wechselvollen Geschichte befindet sich die neue Synagoge seit 2005 in der Liebigstraße im Südviertel.
Am 15. September 1897 weihte die Jüdische Gemeinde in Marburg ihre neue Synagoge in der Universitätsstraße ein. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 ging diese Synagoge in Flammen auf. Brandstifter waren Marburger Bürger in der nationalsozialistischen Zeit. Das Haus in der Liebigstraße wurde von der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) gebaut und 1931 fertiggestellt. Es diente zunächst als Schalterhalle, der Empfangsschalter befand sich damals etwa an der Stelle, wo heute die Bimah (das Torahpult) steht. Das Haus wurde von der AOK bis 1968 genutzt. Danach wurde hier eine Lebensmittel-Verkaufsstelle für den öffentlichen Dienst eingerichtet. Schon 1970 zog ein allgemeiner Lebensmittelmarkt ein. Anfang der 1980er-Jahre zog die Firma um und das Gebäude wurde wieder von der AOK als Bürofläche genutzt.
Im Dezember 2002 kam das Gebäude dann in den Besitz der Jüdischen Gemeinde Marburg. Noch im gleichen Winter wurde mit den Umbauarbeiten begonnen, die ersten Gottesdienste konnten jedoch erst ab Oktober 2004 behelfsmäßig im Untergeschoss des Hauses stattfinden, nachdem dort fertig umgebaut war. Am 6. Februar 2005 konnte die jüdische Gemeinde Richtfest feiern. Die offizielle Einweihung folgte dann vom 25. bis zum 27. November 2005 Am 28. Oktober 2010 sowie im November 2015 konnten neue Thorarollen vollendet und in die Synagoge gebracht werden.
Fotos: Jüdische Gemeinde Marburg e.V.
Was kann man dort machen?
Es besteht die Möglichkeit von Führungen durch die Synagoge, auch für Schulklassen, besonders zum Thema: Einführung in jüdische Traditionen und Glaubenspraxis
Für wen ist der Lernort geeignet?
Für Schulklassen aller Altersstufen, Konfirmand*innengruppen, Jugendgruppen und Erwachsene.
Ist der Ort barrierefrei?
Ein barrierefreier Zugang zum Gebäude ist mit Hilfe eines Aufzugs an der Gebäuderückseite ist möglich.
Gibt es Info-, Unterrichts-, Lehrmaterial?
Literatur zur Synagoge:
- Mein Haus solle in Bethaus für alle Völker genannt werden. Die neue Synagoge in der Liebigstraße, mit Beiträgen von Elmar Brohl, Monika Bunk, Klaus Dorn, E. Jakobus Klonk, Adelheid Kümmel, Amnon Orbach, Jürgen Rausch und Wolfgang Schulze. Marburger Stadtschriften Nr. 82. Marburg 2005. ISBN 3-923820-82.8. 95 S. zahlr. Abbildungen.
- Thorsten Akiva Schmermund: Die neue Synagoge der Jüdischen Gemeinde Marburg. Handreichung zur Synagogenführung.
Übersicht über die Geschichte der Synagogen in Marburg und weitere Links:
Synagogen in Marburg auf Alemannia Judaica
Die Neue Synagoge auf Alemannia Judaica
Eigenes Material des RPI:
Erklärfilme zum Judentum und weitere Unterrichtsmaterialien sind auf der interreligiösen Plattform relithek.de zu finden:
relithek.de
Weiteres Unterrichtsmaterial und sowie Videoclips
Ansprechpartner*innen
Büro
jg-marburg@web.de 0 6421 – 407 430Öffnungszeiten:
Bürozeiten: Wochentags von 09:30 Uhr bis 15:00 Uhr sowie nach Absprache.
Führungen bitte telefonisch oder per Mail anfragen.
Ein Eintrittspreis wird nicht erhoben. Die Gemeinde freut sich über eine Spende.
Besonderheit
Die alte Synagoge - Der Garten des Gedenkens
Von der neuen Synagoge aus läuft man ca.15 Minuten zum Platz der alten Synagoge, „Garten des Gedenkens“. Dort stößt man auf eine Lücke in der sonst dichten Bebauung. Dies ist der Ort. Nur Eingeweihte wissen, dass dies der Ort ist, an dem sich bis zur Nacht des 9. November 1938 die Marburger Synagoge befand. Seit ihrer Fertigstellung 1897 entwickelte sich die Synagoge schnell zu einem Zentrum des religiösen und kulturellen Lebens der Universitätsstadt. Dies endete jäh mit der Zerstörung des Bauwerks durch das NS-Regime in der Reichspogromnacht. Die bis auf die Grundmauern abgerissene Ruine wurde mit Erde bedeckt und als Grünfläche hergerichtet; seitdem klafft an prominenter Stelle eine unverkennbare Zäsur im Stadtgefüge.
Seit damals wurden verschiedene Nutzungsmöglichkeiten erwogen, aber nicht umgesetzt. Einzig 1963 errichtete die Universität auf Betreiben einer Gruppe linker Studierender einen Gedenkstein auf dem Areal. Außer den jährlichen Gedenkfeiern am 9. November lag der Ort brach. Im Jahre 2002 übereignete die Philipps-Universität das Gelände zurück an die Jüdische Gemeinde.
Die Stadt Marburg hat den Platz der ehemaligen Synagoge in der Universitätsstraße zu einer Gedenkstätte umgestaltet: Mit der Realisierung des Projektes „Garten des Gedenkens“ wurde 2011 begonnen; am 9. November 2012 konnte die Gedenkstätte eingeweiht werden. Über den Grundmauern der freigelegten Synagoge ist als Terrassenanlage ein gemauertes Parallelogramm entstanden, in dessen Mitte eine quadratische Rasenfläche den Umriss des zentralen Versammlungsraums der 1897 fertiggestellten Synagoge nachzeichnet. Zudem ist hier ein kupfernes Modell der ehemaligen Marburger Synagoge aufgestellt.
Anfahrt:
- vom Südbahnhof zu Fuß in ca. 20 Minuten oder mit mehreren Buslinien bis Haltestelle Philippshaus oder Gutenbergstraße
- vom Hauptbahnhof mit den Buslinien 1-4 und 7 bis Haltestelle Gutenbergstraße oder Philippshaus
Liebigstraße 21a
35037 Marburg
Stand der Information: 16.11.2022
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